edition-rb    quadrix81  ›  Interview

Wie kommt man auf die Idee, ein Lege­spiel wie qua­drix81 zu er­fin­den?

Den ers­ten Ge­dan­ken da­ran hat­te ich auf ei­nem der ein­samen Ge­birgs­pässchen in den See­alpen, im Spät­som­mer, also ich mit dem Mop­ped oben park­te, um bei einem Becher Tee und ei­nem Ci­ga­ril­lo die­se fan­tas­ti­sche Berg­welt zu genie­ßen.

Ich ha­be die nur teil­wei­se sicht­ba­ren, ver­schlun­ge­nen Pfa­de der schma­len Pass­straße und ihre Ab­zwei­gun­gen be­trach­tet; die Ab­gänge in den Fels­wän­den und die Was­ser­adern dort; die Fel­sen, Pflan­zen, klei­nen Tüm­pel, Fuß­pfa­de. qua­drix81 kann man als ei­ne ra­di­kal ver­ein­fach­te to­po­gra­fi­sche In­ter­pre­ta­tion aus der Vo­gel­per­spek­ti­ve an­se­hen.

Im Vor­feld ha­ben mich be­son­ders das Le­ge­spiel ›Contact‹ (auch: ›Con­nect‹) in sei­ner Ur­ver­sion und das Kons­truk­tions­spiel ›Constri‹ in­spi­riert.

Kon­kret wur­de es dann über die Win­ter­mo­na­te in mei­nen zwei, drei Stamm­knei­pen. Bei ei­nem, zwei Glas Wein nahm quadrix81 zu­nächst im No­tiz­buch, später – für die Gra­fik­da­teien – im Note­book Ge­stalt an.

Woher kommt der Name qua­drix81?

Es sind qua­dra­ti­sche Le­ge­kar­ten, un­ter­teilt in vier gleich gro­ße Teil­qua­dra­te, die je­weils eine von zwei Far­ben an­neh­men kön­nen und bei iden­ti­scher Far­be flä­chenmä­ßig zu­sam­men­ge­fasst wer­den. 81 da­von be­nötigt man für das voll­stän­di­ge Le­ge­bild, das in der Grund­form des Spiels wie­der­um ein Qua­drat ist. Also über­all Qua­dra­te, und das 81 Mal: qua­drix81.

Die Kanäle ha­ben eine be­son­de­re Be­deu­tung?

Sie ha­ben sich in der Pra­xis als un­ent­beh­rlich für die grund­le­gen­de Spiel­regel er­wie­sen: die be­iden Far­ben dür­fen nicht di­rekt an­ein­an­der­lie­gen.

Zu­erst war die Re­gel so, dass sie für die Sei­ten der Le­ge­kar­ten galt, nicht in­ner­halb der Kar­ten selbst. Aber die Kar­ten­kan­ten sind, je sorg­fäl­ti­ger man an­legt, gar nicht so ein­fach zu er­ken­nen; und dort an­ein­an­der­sto­ßen­de un­ter­schied­liche Far­ben sind nicht gut zu un­ter­schei­den von der glei­chen Si­tu­a­tion in­ner­halb der Kar­ten.

Also ha­be ich das mo­di­fi­ziert: Un­ter­schied­li­che Far­ben – die Flächen reichen bis zum Rand – sind jetzt in­ner­halb der Kar­ten ein­deu­tig und gut sicht­bar durch die wei­ßen Ka­nä­le ge­trennt.

Die Ka­nä­le set­zen sich fort, was zum ei­nen grö­ße­re, op­tisch zu­sät­zlich ge­trenn­te gleich­far­bi­ge Flä­chen er­gibt, die das Le­ge­bild deut­lich struk­tu­rie­ren; zum an­de­ren wer­den die Ka­nä­le selbst zu ei­nem fas­zi­nie­ren­den ge­stal­te­ri­schen Ele­ment.

Und die Far­ben rot und blau?

Ich woll­te zwei für alle Spie­ler gut un­ter­scheid­ba­re Far­ben, aber nicht zu knal­lig, eher ge­deckt, da­mit man auch län­ger spie­len kann.

81 Kar­ten sind für ein Le­ge­spiel eine eher un­ge­wöhn­li­che Zahl?

Ja, und auch noch eine un­ge­ra­de … Die Zahl er­gibt sich aus dem voll­stän­di­gen, re­gu­lä­ren Le­ge­bild mit vier Rin­gen. Die rei­ne Le­ge­flä­che von 54x54 cm ist gut ge­eig­net für die heu­te üb­li­chen Tisch­grö­ßen. Durch die Auf­tei­lung in die Teil­qua­dra­te ent­ste­hen 16 Mo­ti­ve, ein ›Set‹. Mir war es wich­tig, dass diese Sets – prin­zi­piell – voll­stän­dig ge­legt wer­den kön­nen, um das ›gro­ße‹ Qua­drat zu er­ge­ben, bei 81 Kar­ten also fünf Sets plus Start­kar­te. Wie­der er­füllt wä­re die­se For­de­rung erst bei 225 Kar­ten, sie­ben Rin­gen, 14 Sets plus Start­kar­te, Le­ge­flä­che 90x90 cm …

Ei­ne klei­ne Dru­ckerei hat das Spiel mit der un­ge­wöhn­li­chen Kar­ten­zahl von 81 auf fle­xi­blem, aber hoch­wer­ti­gem und di­ckem Kar­ton in ei­ner Klein­auf­la­ge druckt.

Alter der Spie­ler, Zu­fall und Tak­tik, So­li­tär­spiel, Va­ria­tio­nen … ?

Ei­ner­seits soll qua­drix81 in der Grund­form gut über Al­ters­gren­zen und Bil­dungs­un­ter­schie­de hin­weg spiel­bar sein, und es soll sich prak­tisch bei je­dem Spiel ein neues Le­ge­bild er­ge­ben. Des­halb nimmt der Zu­fall – durch das ver­deck­te Zie­hen der Kar­ten – eine gro­ße Rol­le ein.

An­derer­seits gibt es die Mög­lich­keit, voraus­schauend und tak­tisch zu spie­len, und zwar nicht nur im Wett­be­werb, son­dern auch ko­ope­ra­tiv. Z. B. kann man sich die Auf­ga­be stel­len, ge­mein­sam das Le­ge­bild zu ver­voll­stän­di­gen. Und es gibt ›kniff­li­ge‹, al­so an­spruchs­vol­le­ Va­ria­tio­nen, et­wa die auf je­der Sei­te nach außen füh­ren­den Ka­nä­le durch Aus­tau­schen von Kar­ten zu er­zie­len oder die ›Spinne‹ zu le­gen.

Die Spie­ler sind auf­ge­ru­fen, sich ei­ge­ne Va­ria­tio­nen und Re­geln aus­zu­den­ken; An­re­gu­ngen gibt es in der An­lei­tung, am aus­füh­rlichs­ten in der Brow­ser-Ver­sion.

Auch als So­litär­spiel kann quadrix81 je nach Auf­ga­be, die man sich stellt, sehr an­spruchs­voll wer­den. Man kann es aber auch rein aus der ästhe­ti­schen Freu­de am ent­ste­hen­den Le­ge­bild und zur Kon­tem­pla­tion spie­len: Ich selbst habe be­ruf­lich mit kom­ple­xen Ent­schei­du­ngen und stra­te­gi­schen Über­le­gungen zu tun, so­dass bei mir die Ent­span­nung im Vor­der­grund steht.

Was lernt man aus so einem Projekt?

Dass ein bisschen Blau­äugig­keit und Unbedarftheit die bes­ten Vor­aus­set­zu­ngen sein kön­nen, etwas Neu­es in die Welt zu set­zen.

Nach mei­ner Leh­re hat­te ich in ei­nem Zwei-Mann-Be­trieb ein Steue­rungs­sys­tem ent­wi­ckelt; ziem­lich un­er­fah­ren, aber mit viel En­ga­ge­ment. Ein klei­nes Ni­schen­pro­dukt, das gro­ße Fir­men so nicht im Port­fo­lio hatten. Wä­re die­ses Pro­jekt nach mei­nem spä­teren Stu­dium an mich her­an­ge­tra­gen wor­den, hät­te ich es ab­ge­lehnt, weil es an vie­len Vor­aus­setzu­ngen fehl­te. So aber kam es trotz­dem auf den Markt.

Zu­rück zu qua­drix81: Wenn ich vor­her ge­wusst hät­te, mit was ich mich al­les wür­de be­schäf­ti­gen müs­sen, Stich­wor­te Nor­men­kon­for­mi­tät und EU-Bü­ro­kra­tie: Gau­men­maß, Tei­le­grö­ßen, CE-zer­ti­fi­zier­te Druck­far­ben, Ver­pa­ckungs­ge­setz …

Rück­bli­ckend war es die Sa­che na­tür­lich wert. Auch wenn es mich sehr viel län­ger be­schäf­tigt hat, als ur­sprüng­lich ge­plant.

Posi­ti­v sind auch die Lern­ef­fek­te. Ich woll­te z. B., dass bei­de Tei­le der ge­druck­ten An­lei­tung je auf ein ge­fal­te­tes A4-Blatt pas­sen. Da muss man, na­ment­lich als Schwa­be, an den For­mu­lie­ru­ngen fei­len; mög­lichst knapp und ein­fach, aber trotz­dem klar und un­miss­ver­ständ­lich for­mu­lie­ren.

Wie se­hen die Wün­sche für die Zu­kunft von qua­drix81 aus?

Zum einen na­tür­lich, dass quadrix81 Erfolg be­schie­den ist.

Ich wür­de mich freuen, wenn ein Ver­lag das Spiel in Form von dicken ka­schier­ten, also ›har­ten‹ Kar­ten her­aus­gibt, in der Art der klas­si­schen Memo-Spie­le. Ge­ge­be­nen­falls als ›Re­tro-Spiel‹.

Ein klei­ner Traum von mir ist eine App für Smart­phone und PC. Mel­de sich, wer kann!

Ist qua­drix81 Kunst?

Es gibt ›gro­ße‹ und ›klei­ne‹ Kunst. qua­drix81 ist, bei al­ler Be­schei­den­heit, ein biss­chen ›klei­ne‹ Kunst: Es gibt Form und Farbe – und eine Idee da­hinter.

Ganz all­ge­mein: Kunst ist et­was, das die Men­schen be­wegt und im posi­ti­ven Sin­ne in­spi­riert.

Stand: April 2025

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